Grenzgang – Beating the Bounds

Dieser Spaziergang um England herum begann an einem kalten, sonnigen Tag im Januar 2022 in Birkdale an der Irischen See. Ich lief vom Haus meiner Familie zum Strand und bog links ab in Richtung Liverpool. Die Reise in vielen einzelnen Etappen soll eine Freude sein, keine Härteprüfung. Wenn alles gut geht, das heißt, wenn ich gesund und verletzungsfrei bleibe und Freunde bereit sind, mich zu begleiten, wird der Grenzgang nach über zehn Jahren und mehr als 5.000 Kilometern am Strand in Birkdale enden. Auf dieser Website halte ich in Wort und Bild einiges von dem fest, was ich an der englischen Küste, der walisischen Grenze und der schottischen Grenze schön oder interessant finde.

Jeder Wandertag hat eine eigene Seite mit Fotos und Beschreibungen auf Deutsch und Englisch. 

Der Begriff "beating the bounds" bzw. Grenzgang wird unten erläutert.


Sefton

Über diese Website

Auf diesen Seiten geht es nicht um mich (Ausnahme: unten stelle ich mich kurz vor) und nur selten um Persönliches – was ich gegessen, wann ich mich verirrt habe. Es geht um Orte an der englischen Küste und den Landesgrenzen, um die Landschaft und Geschichte, um die Menschen, die dort gelebt haben. Über Themen, die mich interessieren, schreibe ich Hintergrundinformationen, hier und da eigene Meinungen.
Texte John Sykes
Fotos John Sykes außer: unten links, Georg Lambertz, Essen; Höhenmessung (Tag 19), Richard Morris, Bristol; verschiedene von Wikimedia Commons heruntergeladene Bilder mit Bildnachweis auf der jeweiligen Seite.

Karten Birgit Weber

Sicherheitshinweis. Diese Seiten verstehen sich nicht als Wanderführer mit genauen Wegbeschreibungen. Neben den Karten stehen knappe Beschreibungen meiner Routen, die je nach Tiden- und Wetterlage unter Umständen gefährlich oder unpassierbar sein könnten. Wer in meinen Fußstapften treten will, soll eine gedruckte Wanderkarte oder eine Navigationsapp mitnehmen – und immer auf sich aufpassen. 

Über mich 

Ich heiße John Sykes und stamme aus Southport an der Irischen See nördlich von Liverpool. Seit Jahrzehnten lebe ich in Köln und besitze die doppelte Staatsbürgerschaft – britisch und deutsch. Ich schreibe Reiseführer auf Deutsch über Großbritannien und Bücher mit Paralleltext englisch/deutsch für Leser, die ihre Englischkenntisse auffrischen möchten. Ich arbeite auch als Übersetzer (deutsch-englisch) und als Stadtführer in Köln.

Bücher mit Paralleltext Englisch/Deutsch

  • Exploring London with Sherlock Holmes – Mit Sherlock Holmes durch London
  • Wie ticken die Engländer? – What are the English Like? 
  • Truly Criminal – Wahrhaft kriminell 


Auf Englisch

  • 111 Places in London That You Should Not Miss
  • Exploring London with Sherlock Holmes (englische Ausgabe)

 

Cologne Cathedral Kölner Dom Rhein Rhine

 

Deutschsprachige Bücher (Auswahl):

  • 111 Orte in London, die man gesehen haben muss
  • London. 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade (mit Birgit Weber)
  • Nordengland – 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade
  • Nord- und Mittelengland, DuMont Reisehandbuch
  • Die schottischen Highlands, Reise-Knowhow Wanderführer
  • Beiträge zu: Baedeker London, Baedeker Köln, Baedeker Südengland, Baedeker England 


Stadtführungen in Köln 
zu vielen Themen, insbesondere:

  • Kölner Dom (autorisierter Domführer)
  • Die romanischen Kirchen in Köln 
  • Jüdisches Leben in Köln – www.rhenaniajudaica.de 


Email: kontakt [at] beatingthebounds.eu

Was ich sonst noch tue:
Laufen: www.parkrun.com.de/aachenerweiher/
Singen: sankt-andreas.de/mitmachen/

Grenzgang beat the bounds

Kölner Stadt-Anzeiger, 30 August 2022

Meinen unermüdlichen, wetterfesten, gut gelaunten Mitwanderern gilt ein herzliches Dankeschön für Begleitung und Unterstützung:
Georg Lambertz (Tag 7 bis 11)
Richard Morris (Tag 15 bis 20, 34 bis 37)
Martin Lehrer (Tag 21, 22, 45, 46)
Christian Hill (Tag 27 bis 33)

Was ist ein Grenzgang/Beating the Bounds?

Regionale Begriffe 
Laut Duden ist der Grenzgänger „jemand, der häufig (illegal) eine Grenze überschreitet“. Hier ist aber nicht das Überschreiten sondern das Beschreiten einer Grenze gemeint, den Gang um ein Gebiet herum, eine Grenzbegehung. Den englischen Ausdruck „beating the bounds“ definiert das Wörterbuch Collins so: „die Grenzen einer Pfarrei zu bestimmen, indem man sie mit einer Prozession umschreitet und mit Ruten auf den Boden schlägt“. Im deutschen Sprachraum gibt es verschiedene regionale Ausdrücke für diesen Brauch: in Hessen „Grenzgang“, in Westfalen „Schnadegang“ oder „Schnatgang“, im Burgenland „Hottergang“, in Teilen der Schweiz „Banntag“, vielerorts „Flurumgang“, d.h. eine Kirchenprozession. 

Ursprünge
Möglicherweise liegen die Ursprünge im römischen Fest der Terminalia, bei dem man Grenzsteine mit Blumen schmückte. In England wird der Brauch vor mehr als 1.000 Jahren schriftlich bezeugt. In der englischen Tradition fand das „beating“, d.h. Schlagen, auf zweierlei Art statt: man schlug mit Weidenruten auf Grenzmarkierungen und verprügelte auch noch Knaben aus der Gemeinde oder stieß sie auf einen Stein. Durch den Schmerz sollten sie den Verlauf der Grenze niemals vergessen, so dass dieser auf viele Jahre hinaus im kommunalen Gedächtnis verankert blieb.
Warum Grenzgänge?

Für Eigentumsrechte und Steuern waren Gemeindegrenzen von großer Bedeutung. Man musste sie festlegen und verteidigen, damit die Nachbarn keine Grenzsteine zum eigenen Vorteil verschoben. Der Verlauf der Grenze bestimmte, wer auf welchem Kirchhof begraben wurde durfte und wer für Kirchenreparaturen bezahlte. Jahrhundertelang lag die Versorgung der Armen im Königreich in der Zuständigkeit der Gemeinden, deren Bewohner dafür aufkommen mussten. Der jährlich Grenzgang fand oft als kirchliche Prozession. Wie im deutschen Brauch des Flurumgangs beteten der Priester und seine Gemeinde im Frühjahr für eine gute Ernte, prägten sich gleichzeitig die Markierungen ein und setzte sie wieder instand.
Wo lebt die Praxis noch?

In etlichen englischen Orten lebt die Praxis weiter oder wurde wieder belebt. Alle sieben Jahre setzt sich sich der mit Amtskette und Insignien bekleidete Bürgermeister von Richmond in der Grafschaft Yorkshire an die Spitze einer Bürgerprozession. Dabei muss er in den River Swale hinein waten, denn dort liegt die Grenze. In Poole an der Südküste stellt man bei einer Bootsfahrt fest, wo der Hafen endet und das offene Meer beginnt. In Oxford wurden über viele Jahre die Grenzen des Pfarrbezirks der Kirche St Michael at the North Gate überbaut. Deshalb schreiten die Gläubigen feierlich durch ein Kaufhaus, wo unter dem Ruf „Mark, Mark!“ lange Ruten auf eine sonst durch Kleiderstände verdeckte Bodenplatte treffen. In London ermöglicht die Kirche St Martin-in-the-Fields allen Interessierten den virtuellen Grenzgang durch eine App, und der historische Bezirk um den Tower of London wird heute noch von uniformierten Wächtern („Beefeaters“) in Begleitung von Schulkindern und Chorknaben einmal jährlich bestätigt. Weil es im Jahr 1698 zwischen den Tower-Verteidigern und der benachbarten Pfarrei All Hallows-by-the-Tower zu einer gewalttätigen Konfrontation kam, behauptet auch All Hallows bis heute ihrTerritorium mit einem Umzug. Eine Suche auf Youtube ergibt einige unterhaltsame Darstellungen dieser Zeremonien. 

In Deutschland
Ein bekannter Grenzgang in Deutschland findet alle sieben Jahre in Biedenkopf im oberen Lahntal statt und geht auf einen historischen Streit mit einer Nachbargemeinde über Waldrechte zurück. Das Ereignis ist aber mittlerweile zu einem Volksfest mutiert. 

Der auf dieser Website beschriebene Gang um England ist eine nicht-religiöse, gewaltfreie Begehung. Ich habe nicht vor, irgendjemanden oder irgendetwas zu schlagen.